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Traditionelles Dirndl oder Modedirndl? Diese Frage stelle
ich mir schon seit einiger Zeit. Auf beide Dirndl möchte ich heute mal einen
näheren Blick werfen. Zugegeben, meine Freundin Toni und ich haben beide kein
tatsächlich traditionelles Dirndl an. Tonis hübsches wiesengrünes Dirndl mit
dunkelblauer Baumwollschürze entspricht noch eher dem klassischen Schnitt- und
Stoffmuster eines traditionellen Dirndls. Beide Dirndl sind aber wahrscheinlich
eher der Feder eines Angestellten einer Modekette entsprungen und später in den
Fabrikreihen eines kommerziellen Händlers entstanden. Aber ist das „Mode-Dirndl“
wie ich es nenne denn auch gleich ein „schlechtes“ Dirndl? Wie Wiesn-tauglich
ist das „Mode-Dirndl“?
Mein Dirndl habe ich letztes Jahr bei Freunden meines Freundes
bestellt, die seit einiger Zeit den Online-Shop „Ludwig & Therese“
betreiben. Kein eigenes Design, aber dafür schneller und super kompetenter
Service und die unterschiedlichsten zauberhaften Modelle! Die Dirndl dort
reichen von eher traditionell geschnittenen Modellen bis zu eleganten, modischen
Dirndln. Ich habe mich damals für ein ausgefalleneres nudefarbenes Modell mit
Spitzenschürze und fuchsiafarbenen Blumenstickereien entschieden. Viele
Münchner der alteingesessenen Viertel – aus welchen übrigens auch ich stamme –
würden dazu wahrscheinlich sagen: „Aber des is doch koa echtes Dirndl,
sakrament.“ Ja, als echte Münchnerin muss auch ich zugeben, traditionell ist
das Dirndl nicht wirklich. Für alle, die nicht aus Bayern stammen, stellt sich
da natürlich wiederum die berechtigte Frage „Aber was macht ein traditionelles ECHTES
Dirndl denn dann aus“? Deshalb habe ich für euch mal ein bisschen nachgeforscht.
Fünf Merkmale „To Go“, die ein traditionelles Dirndl auszeichnen:
1. Die Essentials!
Dirndlkleid, Schürze, Unterrock, weiße Bluse
und Trachtenschuhe sind die Grundausstattung eines jeden konservativen Dirndls.
Bloß keine hohe Hacken, offene Schuhe oder Stiefel!
2. Gedeckte Farben!
Die Trachtenfarben
rot, blau, dunkelgrün, braun liegen beim traditionellen Dirndl im Trend.
3. Direkt
aus der Natur!
Das urige Trachtendirndl wird aus Baumwolle, Wolle und Leinen gefertigt, alle anderen Stoffe wie Tüll, Seide, Glitzerkram sind tabu.
Das urige Trachtendirndl wird aus Baumwolle, Wolle und Leinen gefertigt, alle anderen Stoffe wie Tüll, Seide, Glitzerkram sind tabu.
4. Die
richtige Maßlänge!
Das klassische Dirndl ist knöchellang. Minidirndl, deren
Saumlänge nicht die Oberschenkel vollständig bedeckt, sind ein Fantasieprodukt,
um die Verkaufszahlen anzukurbeln, haben aber mit dem echten „Dirndl“ wenig
gemein.
5. Tradition von Region zu Region!
Alle echten Trachtendirndl haben ihre
speziellen modischen und regionstypischen Elemente. In Niederbayern trägt man
zum Dirndl eine Goldhaube, in Hinterkirchen blaue Kniestrümpfe, in Oberbayern einen
schwarzer Rock und Kropfkette. Das klassische Münchner Wiesn-Dirndl trägt man
typischerweise mit geflochtenen, hochgesteckten Haaren. Der aktuell überall
angebotene Kopfschmuck wie Blumenkränze im Haar ist lediglich ein kommerzielles
Wiesn-Accessoire.
Also halten wir nochmal fest: mein Dirndl ist definitiv kein Trachtendirndl. Der Vorteil: es sieht besonders aus, ist frisch und modern und spricht daher wahrscheinlich besonders junge Madln an, die gerne auch mal was Neues ausprobieren und sich auch für stärkere Farben und Blumen begeistern. Der Nachteil: für ein Wiesn-Dirndl ist es sehr speziell, eher keine Wahl, wenn man sich unter die urigen echten Münchner mischen möchte und nicht aus dem Rahmen fallen will. Tonis Dirndl ist da zurückhaltender und traditioneller und bringt dadurch wiederum die natürliche Schönheit der Wiesnmadln eher zur Geltung!
Und der Dirndltrend 2014? Der geht auch tatsächlich wieder in
Richtung traditionelles Dirndl. Noch allerdings mit einer größeren Bandbreite
an Farben: Pastelltöne, nude, brombeerrot, alles Naturbelassene ist erlaubt. Und
ganz unter uns Madln: ich bin mittlerweile dirndltechnisch ebenfalls wieder auf
ruhigeren, konservativen Wegen angelangt. Ein von Kopf bis Fuß nudefarbenes
traditionell geschnittenes Dirndl, eventuell aber mit Seidenschürze, würde mir
gefallen. Wenn ich ein tolles mattes Dirndl finde und es mir leisten kann,
würde ich also sofort zugreifen. Das würde dann auch zu meiner traditionellen beigen
Ledertrachtenjacke von Alphorn Trachten passen. Vor ganz dunklen Farbtönen
schrecke ich allerdings noch ein bisschen zurück. Aber wer weiß, vielleicht bin
ich da ja nächstes Jahr mutiger. Mein
Fazit für das Dirndl 2014: so sehr ich mein besonderes Blumendirndl auch anhimmele,
weniger ist – passend zu meinem Modegeschmack – zumindest bei mir einfach mehr. Aber denkt immer daran: das Wichtigste ist, das ihr euch wohlfühlt! Wünsch euch
viel Spaß auf der Wiesn 2014 und allen anderen Volksfesten, meine feschen
Wiesnmadln! O’Zapft is’!
Quellen: Jana Stegemann | Erde an Dirndlträgerin | SZ Sept, 2014; Unbekannter Autor | Dirndl: So begann der Hype ums Trachtenkleid | oktoberfest.de
Quellen: Jana Stegemann | Erde an Dirndlträgerin | SZ Sept, 2014; Unbekannter Autor | Dirndl: So begann der Hype ums Trachtenkleid | oktoberfest.de
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